Wanderlust
Vier Promenaden am Wasser
Uferwege an Flüssen und Seen sind im Frühling ein besonders lohnendes Wanderziel. Dann regt sich in den Auenwäldern frisches Grün und neues Leben. Unsere Tipps.

Im Tal des grünen Kristalls, Verzasca TI
Wohl einer der schönsten Gebirgsflüsse der Schweiz ist die Verzasca. Den Namen verdankt sie ihrem einmaligen Farbton: Verzasca heisst «grünes Wasser». Kristallklar und doch mit unübersehbar grünem Schimmer sprudelt das Bergwasser durch das Tal. Ein wunderschöner alter Saumweg folgt dem Wasserlauf. Weil das Wildwasser manchenorts tiefe Kessel in den Talboden gegraben hat, führt der Wanderweg nicht immer direkt dem Ufer entlang. Dafür gibt es an anderen Stellen grosse Becken, in denen das Wasser nur träge fliesst – im Sommer sind dies begehrte Badeplätze. Den grössten Andrang gibt es an heissen Tagen bei der Steinbogenbrücke von Lavertezzo. Besonders Kühne wagen dort einen Zehnmetersprung in die kühlen Fluten.
Start und Ziel Mit dem Postauto nach Sonogno (917 m), via Frasco (885 m), Gerra (808 m) und Brione (756 m) nach Lavertezzo (536 m)
Distanz und Gehzeit 14 km, 3 h 40 min
Höhenmeter 260 aufwärts, 640 abwärts
Einkehr In Sonogno oder in Lavertezzo

Versoix GE Shutterstock
Rauschender «Schlupfwinkel», Versoix GE
Sie ist zwar nur siebenundzwanzig Kilometer lang und scheint bloss ein bescheidener Zufluss der Rhone zu sein. Doch weil die Versoix in ihrem Quellgebiet am Fuss des französischen Juras grossflächige Karstgebiete entwässert, führt sie selbst im Sommer meist viel Wasser. Nach ihr ist auch der Genfer Vorort benannt, bei dem sie in den Genfersee mündet. Das Wort geht auf das Altfranzösische zurück und soll so viel wie «Schlupfwinkel» bedeuten. Der grösste Teil des Flussbetts ist unverbaut. Besonders reizvoll ist die Land-schaft im Naturschutzgebiet Combes Chapuis. Mit verschlungenen Wurzeln stehen dort die Bäume dicht am Fluss, manchenorts werden kleine Gehölze sogar wie Inseln vom Wasser umströmt.
Start und Ziel Mit dem Bus nach «Chavannes-de-Bogis, Douane» (468 m), via Chavannes-des-Bois (469 m) und La Bâtie (412 m) zum Bahnhof Versoix (385 m)
Distanz und Gehzeit 14,3 km, 3 h 40 min
Höhenmeter 120 aufwärts, 200 abwärts
Einkehr In Versoix

Altreu SO Shutterstock
Amazonas im Mittelland, Altreu SO
Fast der ganze Lauf der Aare lässt sich auf Wanderwegen erkunden. Als Bergbach entspringt sie an der Grimsel, fliesst darauf durch die halbe Schweiz, nimmt ein Seitengewässer nach dem anderen auf und gewinnt dadurch stetig an Stärke. Zu Hochform läuft sie im Mittelland auf. Da zeigt sie sich breit wie ein See und erinnert mit ihren majestätischen Dimensionen ein wenig an den Amazonas. Volle hundertdreissig Meter ist die Distanz zwischen den beiden Ufern etwa bei Altreu. Tatsächlich erstreckte sich hier nach der letzten Eiszeit ein riesiger See. Bis ins Waadtland reichte der Mons-tertümpel. Der Aarelauf ist nichts anderes als sein Überbleibsel.
Start und Ziel Mit der Bahn nach Bettlach (440 m), dem Gigler-bach entlang zur Aare, via Altreu (429 m) nach Solothurn (432 m)
Distanz und Gehzeit 12,3 km, 3 h
Höhenmeter 20 aufwärts, 30 abwärts
Einkehr In Altreu oder in Solothurn
Tipp Mit der Aare-Fähre bei Altreu lässt sich eine Mini-Kreuzfahrt ans südliche Ufer und zurück unternehmen.

Rheinfall Shutterstock
Der Rekordfall, Neuhausen SH
Tosend stürzen die Wassermassen des Rheins bei Neuhausen in die Tiefe. Mit seinen dreiundzwanzig Metern ist der Rheinfall eigentlich kein besonders hoher Wasserfall. Doch gemessen an der jährlichen Wassermenge hält er den Europarekord. Umweht von mächtigen Gischtfahnen, stehen zwei Felszähne wie Trutzburgen mitten im wilden Kampf der Elemente. Als eine der bekanntesten Natursehenswürdigkeiten der Schweiz ist der Rheinfall seit Generationen ein beliebtes Schulreiseziel. Zugleich fasziniert er auch Erwachsene immer wieder. Auf einem Rundweg lässt er sich aus vielen verschiedenen Perspektiven bestaunen.
Start und Ziel Mit der Bahn nach Dachsen (395 m), auf der östlichen Seite des Rheins zum Schloss Laufen (409 m) und weiter zur Brücke beim SBB-Bahnhof Neuhausen (398 m), dann auf dem westlichen Uferweg zum Schlössli Wörth (361 m) und via Nohl zurück nach Dachsen
Distanz und Gehzeit 7,2 km, 2 h
Höhenmeter 160 auf- und abwärts
Einkehr In Dachsen, in Laufen oder in Neuhausen
Text Andreas Staeger
Diese Wandertipps erschienen in der Schweizer LandLiebe #2/2024.