Wanderlust
Von nun an gehts bergab
Was in diesem Fall ein Aufsteller ist. Herbstwanderung von der Alp Grüm ins Valposchiavo.
Dreiunddreissig Meter obsi – das ist ein Klacks! Nidsi aber sind eintausendeinhundertundacht Meter zu bewältigen – in zweidreiviertel Stunden. Die Befürchtung, dass unsere Knie auf der Strecke zu ächzen beginnen, haben wir aber nicht. Wir machen es wie die Rhätische Bahn, deren Trassees wir begleiten und queren: Wir überwinden den Höhenunterschied in zahlreichen Windungen und erfreuen uns an den Aus-und Weitsichten, die uns diese Wanderung ins Valposchiavo bietet.
Nach einem Startkaffee auf der Terrasse des Restaurants beim Bahnhof Alp Grüm nehmen wir den Wanderweg 33/53 nach Cavaglia – eine Hochebene und ein Weiler, in dem Anfang des letzten Jahrhunderts die Bauarbeiter des lokalen Kraftwerks wohnten. Heute ist es eine Feriensiedlung, bekannt für ihren Gletschergarten. Ein hundertachtzig Meter langer Rundweg, vom Schweizer Brückenbauer Jürg Conzett angelegt, führt zu den «Töpfen der Riesen». Durch den Druck des Palü-Gletscherwassers zum Rotieren gebrachte Gesteinstrümmer haben sie über Jahrtausende in die Felsen gegraben. Ein Abstecher zu diesen Gletschermühlen lohnt sich.
Auf einem Pfad, über den die Säumer einst Wein und Getreide transportierten, setzen wir unsere Wanderung fort. Der klare Herbsthimmel beschert uns freie Sicht ins Puschlav und zu den Bergamasker Alpen in Italien. Eine Bank verführt zur Rast. Doch die Vorfreude auf einen Pranzo in Poschiavo treibt uns an. Schon hören wir das Wasser des Poschiavino rauschen, passieren die ersten herrschaftlichen Palazzi und erreichen schliesslich unser kulinarisches Ziel: das «Albrici» an der Piazza Comunale.
Mehr Infos www.ggc.swiss/de, www.alpgrum.com, www.hotelalbrici.ch
Steckbrief
Start und Ziel Vom Bahnhof Alp Grüm (2103 m) via Cavaglia (1703 m) nach Poschiavo (1014 m)
Distanz 9,6 km
Gehzeit 2 h 45 min
Höhenmeter 33 auf-, 1108 abwärts
Einkehr Auf der Alp Grüm im gleichnamigen Restaurant, unterwegs im Albergo Ristorante Stazione in Cavaglia und am Ziel im Restaurant des Historic Hotels Albrici, bekannt für seine Puschlaver Küche und die Holzofenpizza
Text Karin Oehmigen
Diese Wanderung erschien in der Schweizer LandLiebe #7/2023.