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Orchideenpflege

In voller Blüte

Keine andere Zimmerpflanze wird bei uns so oft verkauft wie die Orchidee. Vor allem die Phalaenopsis, die Schmetterlingsorchidee, blüht bei richtiger Pflege über Monate und ist sehr beliebt – die ideale Pflanze für Einsteiger.

Garten
Zwei Orchideen in einem Pflanzgefäss – das ist durchaus machbar und dekorativ: vorne eine üppig blühende Phalaenopsis (weiss), hinten eine pinke Cymbidium.

Die meisten im Handel erhältlichen Orchideen sind Epiphyten, sogenannte Aufsitzerpflanzen: Ihr ursprünglicher Lebensraum befindet sich auf Bäumen des Tropenwaldes. Sie leben in Astgabeln ohne Kontakt zum Boden, die Wurzeln sind an der Luft. Zu den epiphytischen Orchideen gehören Gattungen wie Cymbidium, Dendrobium, Miltonia oder die beliebten und bekannten Phalaenopsis (Deutsch: Schmetterlings-oder Nachtfalterorchideen, Malaienblume). Letztere gibts in diversen Arten und Farben.

 

Wie viel Wasser?

Die im Blumenladen oder im Gartencenter angebotenen Phalaenopsis-Arten und -Hybriden wie auch Vertreter anderer Gattungen sind meist durch Züchtung entstanden. Sie sind relativ robust und günstig, wobei der Preis variiert, da er sich auf die Grösse sowie die Anzahl Stängel und Blüten bezieht.

Wie der LandLiebe-Gartenexperte Peter Lippus erklärt, lassen sich die Ansprüche gezüchteter Zimmerorchideen direkt von der Lebensweise in der Natur, wo die Nährstoffzufuhr begrenzt ist, ableiten. Als Hauptregel gilt: «Orchideen mögen keine normale Blumenerde, keine Staunässe und nur wenig Dünger.» In der Tat: Die häufigste «Todesursache» von Orchideen ist zu intensives Giessen. Die Wurzeln faulen, und die Pflanze stirbt ab. In der Natur auf den Bäumen trocknen Orchideen nach Regenfällen schnell ab. Lippus rät deshalb: «Wässern Sie ausgiebig, oder nehmen Sie die Orchidee aus dem Übertopf, und tauchen Sie den Wurzelballen mit Topf in ein Wasserbad. Lassen Sie das Wasser aber komplett abfliessen.» Mit Übertöpfen ist Vorsicht geboten, denn Orchideen vertragen keine Staunässe. «Sie dürfen aber auch nie vollständig abtrocknen», betont Lippus. Die Häufigkeit des Giessens hänge vom Standort, der Grösse der Pflanze und des Topfs ab. Die Faustregel ist: im Winter einmal, im Sommer zweimal pro Woche giessen. Oder man steckt den Finger in die Erde. Ist diese kühl, verdunstet Wasser – man braucht nicht zu giessen. «Orchideen lieben aber feuchte Luft», sagt der Experte. «Besprühen Sie sie deshalb regelmässig.» Das Wasser sollte kalkfrei, abgestanden (zum Beispiel Regenwasser) und lauwarm sein.

Neben dem Giessen sind der richtige Standort, die Erde (siehe übernächste Seite) und das Düngen entscheidend für das Gedeihen von Orchideen. «Ideal ist ein heller Standort, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung», sagt Lippus. Im Haus empfehle sich daher ein Fenster an der Ost-oder Nordseite. Am wohlsten fühlten sich Orchideen bei Temperaturen von 18 bis 25 Grad. «Beim Düngen gilt die Devise: Weniger ist mehr», betont der Gärtner. «Von Frühling bis Herbst gibt man bei jedem dritten Mal Giessen Dünger ins Wasser, im Winter etwas weniger.» Orchideendünger ist im Handel als Flüssigdünger erhältlich. Er ist einfach zu dosieren und zu verabreichen.

 

Garten

Wie bringt man Orchideen in Form? Peter Lippus hat Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Weitere Tipps des Experten

  • Beim Kauf auf gesunde Blätter achten. Zudem sollten mehrere Blüten und Knospen wie auch Neutriebe vorhanden sein.
  • Es ist wichtig, von Anfang an alle neuen Blütenstängel aufzubinden.
  • Luftwurzeln nicht abschneiden. Auch beim Umtopfen (siehe folgende Seiten) sollten sie so wenig wie möglich gekappt werden.
  • Blühfaule Phalaenopsis werden durch kühlere Temperaturen animiert, Blüten anzusetzen. Die Pflanzen werden nachts bei 16 Grad gehalten, tagsüber etwas wärmer.
  • Sind Orchideen gestresst, scheiden sie klebrige Tropfen an den Blättern ab. Auch Schmier-und Wollläuse verursachen solch klebrige Blätter. Befälle werden mit Wattenstäbchen und einem öligen Mittel oder einem Tropfen Sprit in Schmierseifenlauge eingedämmt.

 

Garten

Darf man den verblühten Stängel schneiden? Ist die Orchidee verblüht, sollte der Blütenstängel erst abgeschnitten werden, wenn er abgestorben und vergilbt ist. Wer einen grünen Stängel ohne Austrieb kompakt halten will, schneidet ihn im unteren Drittel zurück (ca. 1 cm über dem zweiten Auge). Ein Stängel mit Austrieb wird rund zwei Zentimeter darüber abgeschnitten.

Orchideen

Orchideen

Orchideen

Umgetopft wird, wenn der Topf zu klein geworden oder das Substrat verbraucht ist; in der Regel alle zwei, drei Jahre zwischen Frühling und Sommer. Die Orchidee muss komplett abgeblüht haben. Auf Bild 1 ist rechts eine ramponierte Pflanze zu sehen, bei der sich das Umtopfen nicht lohnt. Die beiden anderen sind indes gesund. Bild 2 zeigt die Wurzeln einer Phalaenopsis, die korrekt gegossen wurde, derweil die Wurzeln auf Bild 3 verfault sind (Stau-nässe). Zum Umtopfen nimmt man die Pflanze am Blattansatz vorsichtig aus dem alten Topf heraus (auf Luftwurzeln aufpassen), schüttelt die alte Erde aus und schneidet alte und faule Wurzeln ab (4). Bei gesunden Orchideen nur so viel schneiden, dass sie in den nächstgrösseren Topf passen. Pflanze vor dem Eintopfen in Steinmehl oder Holzasche (5) tunken (vorbeugender Fäulnis-Schutz).

Orchideen

Orchideen haben in der Natur keinen Kontakt zum Boden. Auch als Zimmerpflanzen brauchen sie Luft an ihren Wurzeln, die durch herkömmliche Blumenerde erstickt würden. Der Fachhandel bietet spezielle Orchideenerde (7) an, die zudem das Wasser gut abfliessen lässt. Solche Erde enthält viele grobe Bestandteile wie Holzstücke, Blähton, Rindenstücke (2), getrocknetes Torfmoos (3), Kokos-fasern (4) usw. Das Substrat kann aus diesen Zutaten auch selber gemischt werden (6). Das untere Drittel eines Orchideentopfs füllt man stets mit einer Drainage-Schicht: zum Beispiel mit Blähton oder Bims-Granulat (5). Die Holzasche (1) wird vorbeugend gegen Fäulnis eingesetzt.

Garten

Durchsichtige Töpfe sind für Orchideen besser als schwarze, denn dadurch kommt Licht an die Wurzeln. Beim Eintopfen (1) in einen grösseren Topf wird die Pflanze mit den Wurzeln und Luftwurzeln so in den Topf gehalten, dass sich der Wurzelhals rund zwei Zentimeter über dem Topfrand befindet. Mit der anderen Hand wird frisches Substrat eingefüllt (2) und dazwischen leicht am Topf gerüttelt, damit sich die Erde in die Hohlräume absetzen kann. Den Topf anschliessend in einen speziellen Orchideenübertopf mit Innenstufe (lässt das überschüssige Wasser abfliessen) stellen (3). Der Abstand zum Rand sollte eine Fingerbreite betragen.

Text Corinne Schlatter Fotos Petra Rainer

Dieser Gartenservice erschien in der Schweizer LandLiebe #1/2017.

Stichworte: Garten