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Gewürzvielfalt im Garten

Kräuterspirale: So gelingt der richtige Dreh

Eine Kräuterspirale bietet die Möglichkeit, auf kleinstem Raum verschiedenste Kräuter mit unterschiedlichen Ansprüchen anzubauen. LandLiebe-Experte Peter Lippus zeigt, wie es geht.

Kräuter angerichtet in einer Kräuterspirale im LandLiebe-Garten

Rosmarin, Majoran, Thymian – in der Küche dürfen frische Kräuter nicht fehlen. Und wer im Sommerhalbjahr nicht nur vom Angebot auf den Märkten oder bei den Grossverteilern abhängig sein will, zieht seine Küchenkräuter in Töpfen auf dem Balkon oder im Beet im Garten. Mit wenig Aufwand lassen sich dort einfache Anbauflächen anlegen. Es genügen zwei bis drei Quadratmeter für ein rundes oder quadratisches Beet. Und mit etwas Fantasie lassen sich richtig raffinierte Kräutergärtchen kreieren: etwa mit einer alten Holzleiter, die man auf den Boden legt und deren Zwischenräume man mit Erde auffüllt und bepflanzt. Kräuter-Aficionados schwören freilich auf sogenannte Kräuterspiralen, auch Kräuterschnecken genannt.

Verschiedene Vorlieben

Kräuterspiralen sind nicht nur ein Blickfang im Garten, sondern bieten unterschiedlichsten Pflanzen die jeweils passenden Standortbedingungen: So finden mediterrane Kräuter wie Rosmarin oder Lavendel, die es trocken und nährstoffarm mögen, ebenso einen Platz wie einheimische Pfefferminze und Petersilie, die eine Vorliebe für feuchte und nährstoffreiche Böden haben. «Der Vorteil einer Spirale ist, dass die Kräuter in einem dreidimensionalen Beet angebaut werden», sagt LandLiebe-Gartenexperte Peter Lippus. «Solch ein 3-D-Beet windet sich schneckenförmig in die Höhe, wodurch Zonen mit unterschiedlichen Bodenarten, Feuchtigkeiten und Lichtverhältnissen geschaffen werden können», fügt der Gärtnermeister an. Dadurch wird auf engstem Raum möglich, den verschiedenen Ansprüchen von Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen gerecht zu werden. Denn jedes Kraut hat in Sachen Standort, Licht, Nahrung, Düngung und Feuchtigkeit klare Vorlieben.

Kräuterspirale LandLiebe-Garten umgeben von blühenden Blumen

Unterschiedliche Standortbedingungen: Zuoberst liegt die Mittelmeerzone. Hier wachsen Kräuter, die es gerne warm und trocken haben. Unten am Fuss gedeihen diejenigen am besten, die Feuchtigkeit lieben. Die verschiedenen Zonen werden unterschiedlich oft und intensiv gegossen.

Standort ist entscheidend

Wer in einer Spirale gärtnern möchte, muss ein paar Grundregeln beachten. Peter Lippus vermittelt uns im LandLiebe-Garten entsprechendes Basiswissen. Eines sei dabei vorausgeschickt: Die prächtige Spirale aus Tessiner Granit, die dort steht, ist das Werk eines professionellen Gartenbauers. Solch kunstvolle Anlagen bilden freilich keine Voraussetzung, um erfolgreich zu gärtnern. Dies ist auch in weit einfacheren, selber gebauten Konstruktionen oder in gekauften «Schnecken» aus Holz, Stein oder Stahl möglich.

Für welche Spirale man sich auch immer entscheidet, ein Punkt bleibt für alle zentral: «Die Wahl des richtigen Standorts», erläutert Lippus. «Die meisten Kräuter benötigen viel Sonne, denn nur so entwickeln sie ihre Inhalts- und Aromastoffe. Deshalb ist ein in der Mittagssonne liegender Platz mit südlicher Ausrichtung ideal», fügt der Fachmann an. Auch sollte das Plätzchen nicht zu weit von der Küche entfernt liegen und kälte- sowie windgeschützt sein (vor allem vor kalten Nordwinden).

Garten-Experte Peter Lippus richtet Kräuter in Kräuterspirale an

Für den Standort der Spirale gilt: je sonniger, desto besser. Peter Lippus stellt alle Kräuter so hin, wie er sie haben möchte. Erst dann nimmt er sie aus den Töpfen und pflanzt sie in die Erde.

In Zonen unterteilt

Eine Kräuterspirale ist ein Beispiel für permakulturelle Gestaltung, die dauerhaft funktionierende, nachhaltige und naturnahe Kreisläufe schafft. Grundsätzlich wird eine solche Spirale in verschiedene Zonen unterteilt. Die Übergänge sind allerdings fliessend, damit vielfältige Wachstumsbedingungen entstehen. Der an der Südseite der Spirale liegende Fuss ist geeignet, um einen kleinen Teich anzulegen. «Dieser sorgt für ein feuchtes Mikroklima, reflektiert gegen die Südwand Wärme und fördert so die Wurzeln der darüber gedeihenden Kräuter. Zudem reguliert er bei Hitze die Temperaturen und ist ein Biotop für Nützlinge», sagt Peter Lippus.

Er räumt aber ein, dass solche Wasserzonen nicht überall realisierbar seien und Pflege bräuchten. Auch bei der LandLiebe-Spirale wurde auf eine Wasserzone verzichtet. Hingegen gibt es am unteren Ende eine grosse humus- und nährstoffreiche Frischzone. Sie zeichnet sich aus durch Feuchtigkeit und viel Komposterde. Hier gedeihen Kräuter wie Schnittlauch, Kapuzinerkresse, Dill und Petersilie gut. Die nachfolgende Zone ist ebenfalls humos, aber etwas durchlässiger. Hier gefällt es etwa dem Johanniskraut, der Zitronenmelisse, der Apfelminze oder der Pfefferminze. Da letztere beide wuchern, ist es ratsam, sie in Töpfen einzupflanzen (Boden herausschneiden). Auch Zitronenmelisse kann – muss aber nicht – im Topf gesetzt werden.

Melisse oder Pfefferminze

Kräuter, die zum Wuchern neigen, pflanzt man in Gefässe ohne Boden (Wasserabfluss) ein.

Durstige Kräuter

Dreht man in der Spirale weiter nach oben, liegt die nächste Zone im Halbschatten. Die Erde ist trockener, enthält Humus und Sand. Viele bekannte Küchenkräuter finden hier Platz – wie Estragon, Oregano und Bohnenkraut. Zuoberst in der sonnigen Mitte wird der Boden ganz durchlässig, trocken und mager. Die Erde ist mit viel Sand und etwas Kalk durchmischt. Diese Bedingungen sind ideal für Kräuter aus dem Mittelmeerraum wie Salbei, Lavendel, Mönchspfeffer oder Rosmarin. Welche Kräuter kombiniert werden, hängt jedoch nicht nur von den Ansprüchen an Bodenverhältnisse und Licht ab. «Praktisch kann auch sein, sie nach Wasserbedarf und Düngeranspruch zu gruppieren», sagt Lippus. Wenig Wasser benötigten etwa Rosmarin und Thymian, durstig seien Pfefferminze und Schnittlauch.

LandLiebe-Gartenexperte Peter Lippus

In Kursen vermittelt Peter Lippus viel Wissen rund um Kräuter

Gute und schlechte Nachbarn

Auch Wuchshöhen spielten eine Rolle. «Die Pflanzen sollten so platziert werden, dass alle genügend Licht abbekommen. Kleinwüchsige kommen an die Südseite, Grosswüchsige an die Nordseite.» Laut dem Experten darf man auch nicht vergessen, einjährige Kräuter wie Petersilie oder Basilikum jedes Jahr neu zu setzen. Und nicht winterharte Pflanzen wie Zitronenverveine müssen vor Wintereinbruch ausgegraben und frostfrei überwintert werden. Und welche Pflanzen sind gute oder schlechte Nachbarn? «Die meisten Kräuter können gut nebeneinandergesetzt werden», erklärt Lippus. Es gebe aber einige Ausnahmen. «Fenchel und Koriander verkümmern nebeneinander, auch Schnittlauch und Peterli vertragen sich schlecht. Dill und Fenchel bestäuben sich derweil gegenseitig, der Nachwuchs hat deshalb keinen würzigen Geschmack mehr. Pfefferminze verträgt niemanden zu dicht neben sich, und Wermut sollte immer an den Rand gepflanzt werden, denn er «vertreibt» andere Pflanzen.

Text: Corinne Schlatter

Dieser Artikel erschien in der Schweizer LandLiebe #2 Mai/Juni 2019. Lesen Sie den ganzen Artikel im E-Paper.

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